Fehlerkultur – warum Fehler zum Erfolg beitragen

Führungsthemen

„Fehler sind menschlich…“ oder „Fehler passieren…“ sind Aussagen, die du sicherlich schon gehört oder auch schon selbst verwendet hast. Doch gerade in der Arbeitswelt können Fehler häufig schwerwiegende Folgen haben: schwarze Zahlen verwandeln sich in rote, Kunden gehen verloren oder das Unternehmen trägt ein negatives Image davon.

Doch eigentlich könnte man doch annehmen, dass Fehler nicht erst bestehende Schwachstellen aufzeigen und einen deutlichen Hinweis darauf geben, an welchen Stellen Verbesserungen notwendig sind oder?
Genau deshalb ist eine Fehlerkultur im Unternehmen, die einen positiven Umgang mit Problemen und Schwachstellen fordert, unerlässlich. Und um diese zu integrieren, ist es wichtig zu verstehen, weshalb Fehler passieren, wie man daraus lernen kann und wie ein positiver Umgang damit gelingen kann.

Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.
– Dietrich Bonhoeffer

Übersicht

  1. Was bedeuten Fehler und was ist eine Fehlerkultur?
  2. Gründe für eine positive Fehlerkultur
  3. Ein gutes Beispiel für gute Fehler: Post-it®
  4. 8 Tipps für eine positive Fehlerkultur
  5. Fazit

1) Was bedeuten Fehler und was ist eine Fehlerkultur?

Wenn wir das Ganze mal ganz objektiv betrachten, dann gibt es im eigentlichen Sinne gar keine Fehler. Denn zum Fehler wird etwas erst durch unsere Wahrnehmung und unsere Wertung. Wir differenzieren in dem Moment zwischen „Ideal“ und „Umsetzung“ und sobald etwas vom „richtigen“ Weg abweicht, definieren wir es als Fehler oder Scheitern.

„Fehler“ und „Versagen“ werden oft gleichgesetzt und jeder strebt danach, fehlerfrei zu sein und Fehler zu vermeiden. Schon in unserer Kindheit wird uns vermittelt, dass Fehler eher etwas Schlechtes sind und beigebracht, alles richtig zu machen. Das Resultat von Fehlern sind nicht selten schlechte Noten. Doch sind nicht gerade diese Fehler die Punkte, die uns menschlich machen?

Die Fehlerkultur beschreibt demnach den Umgang mit Fehlern, also die Art und Weise, wie ein Unternehmen auf Probleme und Fehler oder Pannen sowie die daraus resultierenden Folgen reagiert. Dies kann dabei sowohl negativ als auch positiv sein. Während in einer negativen Fehlerkultur Probleme nicht gelöst, Fehler verheimlicht und vielleicht sogar schuldzuweisend mit dem Finger auf andere gezeigt wird, werden Fehler in einer offenen Fehlerkultur hingegen als Chance für Wachstum und Lernen für die Zukunft gesehen. Sie ermöglicht es, Fehler zu akzeptieren und sie als Antreiber für den Unternehmensfortschritt zu nutzen. Statt nach dem Schuldigen zu suchen, wird nach dem Grund gesucht. Fehler werden reflektiert und es werden gemeinsam Lösungen erarbeitet, um diesen Fehler künftig zu vermeiden. Auch das ist Bestandteil einer guten Unternehmensführung.

2) Gründe für eine positive Fehlerkultur

Die Gesellschaft unserer Zeit ist von kontinuierlicher Selbstoptimierung geprägt. Kein Wunder also, dass Fehler noch immer oft als ungeliebte Makel betrachtet werden und die meisten ihnen lieber aus dem Weg gehen wollen. Und verständlicherweise sind Fehler unbeliebt, denn sie kosten nicht selten Zeit, Geld und Ressourcen.

Dennoch lassen sie sich im Alltag nicht vermeiden und stellen wahrscheinlich vor allem Führungskräfte vor die Herausforderung, souverän und reflektiert zu reagieren. Diesen Fehler im Umgang mit Fehlern sollten Sie unbedingt vermeiden.

Gründe für Fehlerkultur

3) Ein gutes Beispiel für gute Fehler: Post-it®

Wir alle kennen sie: die kleinen gelben, quadratischen Zettel, mit einem schmalen, klebenden Rand. Post-it® ist ein Markenname und wir verwenden den Begriff häufiger als die eigentliche Bezeichnung „Haftnotizen“. Die Geschichte hinter den Haftnotizen ist ganz einfach und kurz zusammengefasst und der Hintergrund ist tatsächlich auch ein „Fehler“:  eigentlich sollte ein Kleber entwickelt werden, der stärker und widerstandsfähiger als alle bisherigen Klebstoffe sein sollte. Entgegen dessen wurde um 1970 herum ein Klebstoff entwickelt, der sich leicht wieder ablösen ließ.
Einige Jahre später wurde dann auf dieser Idee aufgebaut, da festgestellt wurde, dass Papier mit dem Kleber auf unterschiedlichen Oberflächen haftete und sich rückstandsfrei entfernen ließ. So entstanden die überall und weltweit genutzten Post-its®.

4) 8 Tipps für eine positive Fehlerkultur

Womit du am besten grundsätzlich starten solltest, sind Zeit und Geduld. Eine Fehlerkultur zu etablieren braucht Zeit und geht nicht „von heute auf morgen“, wenn man über Jahre hinweg anderes gewohnt war. Hier unsere 8 liebsten Tipps, wie es dir gelingen kann:

1. Beobachtung & Analyse

Wie ist der aktuelle Ist-Zustand?
Nimm dir die Zeit, die einzelnen Abteilungen und deren Mitarbeitende genau zu beobachten:
– Wie wird derzeit mit Fehlern umgegangen?
– Werden Fehler sofort gemeldet?
– Geben die Mitarbeitenden ihre Fehler offen zu oder verhalten sie sich lieber still?
– Könnten die Mitarbeitenden vielleicht sogar (Verlust-)Angst davor haben, Fehler zuzugeben?
Diese Beobachtungen sind wichtig, damit du weißt, wie es um die Fehlerkultur in deinem Unternehmen steht und wo du ansetzen kannst.

2. Festlegung von Prozessen

Und dann: Wie soll es werden, wie sieht der Soll-Zustand aus? Was möchtest du erreichen? Wie soll mit Fehlern umgegangen werden?
Es sollte nun ein genauer Prozess festgelegt werden, wie mit Problemen und Fehlern zukünftig umgegangen werden soll – am besten den einfachsten, schnellstmöglichen und effektivsten Weg. Hier können wir dir empfehlen, das (oder ein) Team selbst den Prozess festlegen zu lassen, damit die Betroffenen zu Beteiligten gemacht werden, indem sie von Anfang an involviert werden. So hast du direkt Mitarbeiter aktiviert und es kann ein Prozess festgelegt werden, der für alle Stakeholder sinnvoll ist, sicher und effizient ist.

Eine andere Idee könnte ein Meldeformular, das neben dem Fehler / Problem auch einen eigenen Lösungsvorschlag oder Ideen enthält, wie das entstandene Problem gelöst werden könnte.

3. Vorbildfunktion

Du kommst direkt zu Beginn ins Spiel 😉
Fehler zugeben, offen mit Problemen umgehen und diese auch schnell, unmittelbar und lösungsorientiert kommunizieren – das klingt gut oder? Und das funktioniert auch, wenn die Geschäftsleitung und führenden Personen positiv auf Fehler reagieren, auch eigene Fehler eingestehen und zugeben. Denn oft befürchten Mitarbeitende die Einzigen zu sein, die Fehler ins Unternehmen bringen. Du als Führungskraft, kannst diesen Fehlgedanken ändern, indem du auch über deine eigenen Fehler berichtest und erklärst, was du daraus gelernt hast. So kannst du mit gutem Beispiel vorangehen und langfristig für ein Umdenken sorgen.
Wie wäre es mit ein paar diesen Wandel einleitenden Fuck-Up-Runden?

4. Stärkung des Bewusstseins auf Ursache & Lösung

Was braucht man, um Prozesse zu verbessern und Probleme aufzudecken?
Richtig, Fehler! Denn was funktioniert denn schon von Beginn an perfekt und reibungslos?
Mit Fehlern können Schwachstellen aufgedeckt und angepasst und verbessert werden. Fehler sind also sogar sehr wichtig!
Sobald du dich auf das „Wieso?“ statt auf das „Wer?“ konzentrierst, lenkst du deinen Fokus auf die Ursache des Problems und kannst die Stellschraube zur Verbesserung unter die Lupe nehmen.
Diese Denkweise darf auch bei den Mitarbeitenden, nicht nur in der Führungsebene verinnerlicht werden. So kann aus möglicherweise vorhandener Angst Motivation und mangelnder Beteiligung und Passivität aktive Mitarbeit werden.

Vorbildfunktion

5. Kommunikation

Die Relevanz von richtiger, ausreichender und transparenter Kommunikation haben wir schon oft beleuchtet (und werden wahrscheinlich auch niemals damit aufhören 😉 ). Auch hier spielt sie eine große und tragende Rolle, denn sobald du an einer neuen Fehlerkultur arbeitest oder sogar schon einen neuen Prozess entwickelt hast, solltest du die Mitarbeitenden darüber informieren. Nicht nur das Unternehmen, sondern vor allem die Mitarbeitenden brauchen Zeit, um Abläufe und  Prozesse langfristig in die eigene Kultur zu verankern. Schulungen und Workshops können hier ein guter Ansatz sein. Hier gilt, mach Beteiligte zu Betroffenen und involviere so viele Mitarbeiter wie möglich in den Prozess.

6. Testen und Ausprobieren

Wenn ein neuer Prozess entwickelt wird, bedeutet dies, diesen ausgiebig auszuprobieren und zu testen. Haben wir an den richtigen Stellen angesetzt? Wie gut funktioniert die Kommunikation?
Werden Fehler nun schneller erkannt? Bringt der neue Prozess auch wirklich Verbesserung mit sich? Kann er uns auch zukünftig beim richtigen Umgang mit Fehlern helfen?
Neue Prozesse funktionieren selten von Anfang an reibungslos. Auch um eine neue Fehlerkultur zu etablieren, ist es wichtig Fehler im Umgang mit Fehlern zuzulassen 🙂

7. Lob, Anerkennung und Wertschätzung

Lob und Anerkennung sorgen grundsätzlich oft für langfristige Motivation bei Mitarbeitenden.
Durch ständige Reduktion auf seine gemachten Fehler, verliert man nicht nur die Freude an der Arbeit, sondern entwickelt möglicherweise sogar eine Gleichgültigkeit gegenüber dem Unternehmen.
Durch Lob der Mitarbeitenden, stärkt man hingegen das Selbstbewusstsein und auch das Zugehörigkeitsgefühl, ein Teil des großen Ganzen zu sein und etwas bewegen zu können. Und damit auch das Vertrauen und den Mut sich Fehler offen einzugestehen.
Das bedeutet also auch, dass Mitarbeitende, die ein Problem oder Fehler melden, gelobt werden, dafür, dass sie sich schnell gemeldet und damit vielleicht sogar schlimmeres verhindert haben. So kann das Verhalten um einen Fehler herum sogar motivierend empfunden werden. Denn unter Stillschweigen lösen sich keine Probleme und Fehler werden nicht erkannt.
Schau dir hier gerne mehr zu den Sprachen der Wertschätzung an.

8. Retrospektive

Wenn eine neue Fehlerkultur im Unternehmen etabliert wurde, ist es wichtig, diese immer wieder zu evaluieren, um sie ggf. anzupassen.
Hat sich das neue Denken und der Umgang mit Fehlern bei den Mitarbeitenden und im Unternehmen verankert?
Wie geht es den Mitarbeitenden damit? Funktionieren die Prozesse nach zB einem Jahr auch noch so, wie es sein sollte?
Vor allem regelmäßige Gespräche mit den Mitarbeitenden sowie Team-Meetings sind hierfür geeignet, um die Prozesse weiterhin aufrechtzuerhalten, weiterzuentwickeln und / oder zu verbessern, damit das Unternehmen auch in Zukunft noch aus Fehlern lernen kann.

5) Fazit

„Wer nie gescheitert ist, hat sich noch nie an etwas Neuem versucht.“
– Albert Einstein

Fehler sind menschlich, manchmal nicht zu vermeiden und oft sogar notwendig.
Wer nicht erkennt, dass etwas falsch ist, kann es auch nicht richtig machen. Die Zeit und die Geduld, die es braucht, um eine positive Feedbackkultur im Unternehmen zu etablieren, lohnen sich jedoch: für ein besseres Arbeitsklima, für ein Miteinander ohne Angst, für echte Innovationen und schnelle Lösungen.
Du als Führungskraft darfst mutig voranschreiten! Wenn du Unterstützung brauchst, melde dich bei uns. Wir unterstützen dich gerne bei deinem Wandel 🙂

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