Schon seit einiger Zeit und oft auch umstritten diskutiert: das Thema gendern.
In einem Meeting wurde uns die Frage gestellt, wie wir das bei uns handhaben. Tatsächlich haben wir bislang keine einheitliche Regelung gehabt – jede:r von uns hat es verwendet oder auch nicht, wie er/sie es für richtig und angemessen hielt. Vielleicht ist es auch an der Zeit, eine klare Linie für uns zu entwickeln, damit sich keine*r von uns mehr unsicher sein muss.
Vielleicht kurz vorab: Wir haben uns grundsätzlich zur besseren Lesbarkeit und einfacheren Redeweise dafür entschieden, auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen zu verzichten. Wir verwenden also überwiegend das generische Maskulinum, wobei wir damit jeden und jede und alle Geschlechter gleichermaßen meinen, ansprechen und niemanden ausschließen 🙂
Die Gründe unserer Entscheidung zeigen wir dir hier gerne auf.
Übersicht
Wie gendert man denn nun richtig?
Vielleicht ist es dir aufgefallen – bereits im ersten Absatz kannst du drei verschiedene Anwendungen finden. Bei der Internet-Recherche sind wir auf verschiedene Beispiele gestoßen:
– neutral: Mitarbeitende
– Paarform: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
– Sonderzeichen: Schrägstrich: Mitarbeiter/-innen
– Sternchen: Mitarbeiter*innen
– Unterstrich: Mitarbeiter_innen
– Doppelpunkt: Mitarbeiter:innen
– Großbuchstabe: MitarbeiterInnen
Doch nicht alle Wörter können mit allen Genderstilen gegendert werden und auch nicht alle Genderstile entsprechen der amtlichen Rechtschreibung.
Neutrale Formulierungen
Hierbei handelt es sich um geschlechtsneutrale Schreibweisen. Hieraus erhältst du keine Information darüber, welches Geschlecht die beschriebenen Personen haben.
Vorteil hierbei ist zum einen, dass der Lesefluss nicht wirklich unterbrochen wird und es platzsparend ist, ohne ein Geschlecht dabei auszuschließen. Außerdem ist es Teil der amtlichen Rechtschreibung. Nachteil ist, dass es nicht bei allen Wörtern funktioniert und dass Partizipien meistens eine Tätigkeit beschreiben, die gerade ausgeführt wird. Diese Bedeutung geht beim Gendern letztlich verloren.
Mitarbeiter → Mitarbeitende
Probanden → Testpersonen
Helfer → Hilfskraft
Paarform
Hier verwendet man sowohl die männliche als auch die weibliche Form eines Wortes. Möchte man Platz sparen, kann man auch einen Schrägstrich verwenden.
Auch die Paarform ist Teil der amtlichen Sprache und barrierefrei. Gleichzeitig nimmt es jedoch sehr viel Platz ein und schließt nur zwei Geschlechter ein.
Studenten und Studentinnen
der Klient oder die Klientin
Lehrer/Lehrerinnen
Sonderzeichen
Gendersternchen, Doppelpunkt, Unterstrich, Schrägstrich oder Binnen-I – auch mit Sonderzeichen wird gegendert.
Tatsächlich ist die verkürzte Doppelnennung mit Schrägstrich die einzige Schreibweise mit Sonderzeichen, die Teil der amtlichen Rechtschreibregeln ist, z.B. „der/die Autofahrer/-in“. Diese Schreibweise ist weitverbreitet, jedoch nicht barrierefrei und bildet auch nur zwei Geschlechter ab.
Am häufigsten als Sonderzeichen verwendet wird das Gendersternchen, da es alle Geschlechter symbolisieren soll, z.B. Mediziner*innen.
Weniger verbreitet als das Sternchen ist die Schreibweise mit Doppelpunkt (z.B. Sportler:innen), der Unterstrich als „Gendergap“ (z.B. ein_e Forscher_in) oder das Binnen-I (z.B. die KoordinatorInnen). Diese Schreibweisen sind jedoch weder barrierefrei noch Teil der deutschen amtlichen Rechtschreibung. Auch hier werden mehr als zwei Geschlechter abgebildet; die Schreibweise ist jedoch weder barrierefrei noch Teil der amtlichen Rechtschreibung.
Genderhinweis
Der Genderhinweis wird häufig in wissenschaftlichen Arbeiten verwendet und gibt an, dass zwar das generische Maskulinum verwendet wird, dieses aber für alle Geschlechter steht. Häufig wird dieser aber von Betreuenden von Abschlussarbeiten als nicht ausreichend bewertet.
Unsere Entscheidung
Einen allgemeinen Konsens, welche Schreibweise die richtige ist, gibt es nicht. Auch der Duden sagt, eine Norm für das Gendern gebe es nicht. Somit sei es allen selbst überlassen zu entscheiden, was sie für richtig halten.
Wir sind der Überzeugung, dass die Debatte, die gerade zum Thema „Gendern“ läuft, uns von den wirklich wichtigen Themen ablenkt.
Die Spaltung der Gesellschaft, Vereinsamung, psychische Probleme als Folge von Corona und vieles mehr sind genau diese wichtigen Themen, denen wir uns – im Gegensatz zur Genderdebatte – widmen wollen. Und das heißt nicht, dass uns die Menschen und deren Bedürfnisse nicht wichtig sind. Wir unterstützen die Multiperspektivität, indem wir den Menschen wirklich zuhören und dabei die unterschiedlichen Perspektiven berücksichtigen und füreinander nutzen. Und genau diese komplexe Ebene der Multiperspektivität erreichen wir nicht, indem wir gendern, sondern uns – anstatt mit Sternchen und Punkten – mit den Menschen selbst beschäftigen.Wir möchten für echten Tiefgang statt Oberflächlichkeit stehen.
Wir haben uns daher zur besseren Lesbarkeit und einfacheren Redeweise dafür entschieden, auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen zu verzichten. Wir verwenden also überwiegend das generische Maskulinum, wobei wir damit jeden und jede und alle Geschlechter gleichermaßen meinen, ansprechen und niemanden ausschließen 🙂